Familienbild Aerts, Maria Aerts in der hinteren Reihe, die dritte von links. Foto: Archiv FK Roederhof

Marcel Torfs, er ist der Sohn von Clara Draulans, die das Belziger Lager überlebte, hatte Guillaume Leys-Aerts Informationen übermittelt. Wenn sich Helena Rens bei ihrer Teilnahme am Gedenken im Grünen Grund an die Teilnehmenden wendet und über das Schicksal ihrer Familie spricht, erwähnt sie immer auch ihren Onkel Frans Aerts, der am 22. Dezember 1944 im Lager Dora ermordet wurde. Damit ist die Familie Guillaume Leys-Aerts die 3. Familie, die in verwandtschaftlicher Beziehung zu Maria Aerts steht. Maria Aerts verstarb am 24. April 1945, wenige Tage vor der Befreiung, in der Krankenbaracke des KZ-Außenlagers Roederhof.

Helena Rens und Guillaume Leys sind nicht die einzigen, die die Schicksale ihrer Angehörigen im Faschismus erforschen. Nicole Hooper, geb. Levy, schreibt: "Ich versuche immer noch, den Ruheort meiner Mutter zu finden, und werde keine Ruhe geben, bis ich ihn gefunden habe". Ihre Mutter, Jean Marie Pois verh. Levy, hat sie nie kennen gelernt. Sie und ihr Zwillingsbruder waren erst 3 Monate alt, als die im Widerstand tätige Mutter am 15. Mai 1944 in Lyon verhaftet wurde. Über Ravensbrück kam sie ins Lager Roederhof, genannt "das Lager des langsamen Todes". Im Totenbuch der evangelischen Kirche Belzig ist ihre Beerdigung für den 29. November 1944 eingetragen - Ursache "Lungenentzündung". Mehrere Male wurden die sterblichen Reste umgebettet. Eine endgültige Ruhestätte der Mutter konnte Nicole Hooper bisher noch nicht ermitteln.

Lucienne Metzeler, sie war 17 Jahre alt, als sie zusammen mit ihrem Vater, der Mitglied der Résistance war, verhaftet wurde. Auch sie kam nach einer Odyssee durch Gefängnisse über Ravensbrück nach Belzig. Schwer verwundet überlebte sie das Lager. Sie nannte es "Pflicht zur Erinnerung“, wenn sie als Zeitzeugin mit Jugendlichen sprach und sie nach Deutschland begleitete. Am 3. Mai 2006 nahm sie am Gedenken im Grünen Grund teil. Danach erzählte sie ihr Schicksal Jacques Palange. Er schrieb es auf. Schüler der Jahrgangsstufe 13 des Fläming-Gymnasiums übersetzten diese Dokumentation gemeinsam mit ihrer Lehrerin Britta Freydank. 2017, am 30. August 2017, verstarb sie mit 90 Jahren. Der Kontakt mit ihrer Tochter Josette besteht bis heute und was sie uns auf unseren Jahresbrief antwortet, fordert auch von uns "Plicht zur Erinnerung: "Mama war davon überzeugt, dass der Faschismus ein Comeback erleben würde, dass die Menschen keine Lehren aus der Vergangenheit gezogen hätten und dass wir einen dritten Weltkrieg erleben würden. Ich hoffe aufrichtig, dass diese Prophezeiung niemals wahr wird. Aber das üble Biest ist zurück! Lasst uns weiterhin mit aller Kraft dagegen ankämpfen. Zu Ehren meines Großvaters - Buchenwald und Dora und meiner Mutter - Ravensbrück und Belzig.“

Alessandra und Maurizio, die Kinder von Sonia Libera Metlika, sie verstarb 2024 kurz nach ihrem 96. Geburtstag, schreiben "es ist bewegend, was im Jahresbrief steht, aber zeigt auch, wie hartnäckig und ausdauernd wir den Diskurs über die Erinnerung weiterführen; die Erinnerung an diejenigen, die ihr Leben gaben oder auf andere Weise litten, damit wir frei leben können. Inzwischen sind unsere Helden von damals fast alle tot, und es liegt nun an uns, nicht zu vergessen, was war. Wir sehen eine gewalttätige und missbrauchte Gesellschaft, in der es immer weniger Respekt und Teilen gibt. Aber diese Welt, die auseinanderdriftet, möchten wir hoffen, dass sich etwas ändert und dass die Menschen verstehen, dass dies nicht der Weg zu einer gerechten und freien Welt ist. Möge das Jahr 2025 das Jahr des echten Wandels sein!"

Annemie Peiffer, die Tochter von Helena Rens, bedankt sich für den Brief. "Meine Mutter wird auf jeden Fall bei der Gedenkfeier am 5. Mai 2025 anwesend sein. Wenn es mein Zeitplan zulässt, würde ich auch gerne daran teilnehmen."

Ausnahmslos alle bedanken sich in Ihren Briefen, dass wir das Geschehen am Rande unserer Stadt nicht in Vergessenheit geraten lassen, erst recht nicht im 80. Jahr nach der Befreiung vom Hitlerfaschismus.

Auch Anne Catherine del Marmol, Tochter von Marie-Luise del Marmol, sie wurde in 16 Tagen im Lager zu Tode gequält, schrieb uns einen Brief. Sie schickte eine Abhandlung zu den Kindern der Opfer und den Kindern der Täter. Aber dieser Brief fordert eine tiefere Betrachtung zu einem späteren Zeitpunkt.

Inge Richter

FK Roederhof