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Geschichte
Das Aussenlager Belzig des KZ Ravensbrück
Im Mai 1943 wurde im südöstlichen Teil des Fremdarbeiterlagers Roederhof mit dem Aufbau eines Konzentrationslagers begonnen. Zu diesem Zeitpunkt waren Vertreter der Betriebsleitung des Werkes Roederhof im Konzentrationslager Ravensbrück um „Erfahrungen“ zu sammeln und die Übernahme von Häftlingen vorzubereiten. Sie verhandelten dort mit einem SS-Obersturmbannführer Suhren und dem Wirtschaftsleiter des KZ-Lagers. Das Werk Roederhof übernahm die Unterbringung und Verpflegung und zahlte für jeden Häftling pro Tag 0,70 RM an das KZ Ravensbrück.
Am 21. August 1944 kam der erste Transport mit Häftlingen in Belzig an. Für ihre Aufnahme standen 4 Baracken bereit. In jeder Baracke wurden 184 Häftlinge untergebracht, insgesamt 736 Frauen und Mädchen, und zwar
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aus Polen
ca.
350
aus der Sowjetunion
ca.
200
aus Belgien
ca.
140
aus Frankreich
ca.
75
aus der Tschechoslowakei
7
aus Jugoslawien
6
aus Deutschland
3
aus Italien
2
aus Ungarn
2
aus England
1
Das Lager wurde von der SS scharf bewacht. Der Stacheldrahtzaun war mit elektrischem Strom geladen.
Als Wachpersonal waren vorhanden:
6 SS-Männer und 20 SS-Lageraufseherinnen
Ab 1.10.1944 war SS-Oberscharführer Gerhard Lehmann Kommandant des Lagers. Er war auch für das Nebenlager Selterhof in Treuenbrietzen verantwortlich.
Die Zahl der Insassen im KZ-Lager Roederhof betrug immer annähernd 750 Frauen. Bei Ausfall durch Tod oder Krankheit kamen laufend neue Häftlinge aus dem Stammlager Ravensbrück.
Die Frauen mußten schwere Arbeiten in der Munitionsfabrik Roederhof bei einer täglichen Arbeitszeit von 12 Stunden und völlig unzureichender Verpflegung leisten.Sie waren hauptsächlich in denHallen H1, H2 und P2 eingesetzt.
Sie wurden von den sie bewachenden SS-Aufseherinnen geschlagen und unsagbar gequält. Hier trat die Bestialität dieser entmenschten, von der SS erzogenen Lageraufseherinnen in abscheulichster Weise zu Tage. Von den überlebenden Häftlingen wurden besonders folgende Namen genannt: Ruczinski, Volkmann, Werner und Margot Kunz.
Anfang Januar 1945 wurde das KZ-Außenlager Roederhof verwaltungsmäßig dem KZ-Sachsenhausen unterstellt. Die bisherigen KZ-Nummern der Häftlinge um 51000 wurden darum gegen Nummern um die 10000 ausgetauscht.
Die Toten kamen bis Ende des Jahres 1944 ins Krematorium nach Brandenburg und danach zum Gertaudtenfriedhof in Belzig.
Ende März 1945 gab es Materialschwierigkeiten im Roederhof. Die noch „arbeitsfähigen“ Häftlinge wurden zu Waldaufräumarbeiten in der Nähe der Bahnhöfe Baitz, Borkheide und Beelitz-Heilstätten eingesetzt.
Viele ehemalige Häftlinge haben auf dem Marsch zum Bahnhof, auf dem sie die SS-Aufseherinnen mit Hunden begleiteten, die Stadt Belzig erstmals am Tage gesehen. Die Ankunftszeiten der Transporte von Ravensbrück in Belzig waren haupsächlich in der Nacht.
Nach dem Durchbruch sowjetischer Panzereinheiten im Raum Jüterbog-Treuenbrietzen wurde das Lager evakuiert.
Am 24.April 1945 wurden die noch einigermaßen gehfähigen Häftlinge in Richtung Elbe in Marsch gesetzt. Es waren ungefähr 600 Frauen. 72 mußten im Lager zurückbleiben, da sie auf Grund unmenschlicher Behandlung und Ernährung nicht mehr in der Lage waren zu gehen. Davon starben 9 Frauen.
Am ersten Tag kam der Zug der Häftlinge bis kurz vor Börnecke (ca. 8km). Im Wald an der Straße Benken – Görzke übernachteten sie. Am 2.Tag ging es bis zum Lager Altengrabow (hinter Görzke). Hier endete der Todesmarsch. Die Häftlinge waren völlig entkräftet. Sie konnten nicht mehr weiterlaufen. Bereits unterwegs waren trotz der solidarischen Hilfe und Unterstützung ihrer Kameradinnen völlig entkräftete Frauen liegen geblieben, die gnadenlos von der SS erschossen wurden. Darunter die 22-jährige Albertine De Busse aus Belgien, eine von 5 Belgierinnen,die auf diesem Todesmarsch ihr Leben lassen mußten. In der alten Schäferei von Altengrabow fanden die Häftlinge ein Notquartier.
Quelle: Schicksale. Dokumentation über das Zwangsarbeiterlager Roederhof. Gerhard Dorbritz, Belzig 2001. Bezugsadresse: helga.kaestner (at) web.de