Die Kur- und Kreisstadt trauert um ihren Ehrenbürger. Gerhard Dorbritz ist am Donnerstag im Ernst-von-Bergmann-Klinikum gestorben. Am Sonntag wäre er 89 Jahre alt geworden. Die Nachricht von seinem Tod hat sich wie ein Lauffeuer ausgebreitet und tiefe Betroffenheit ausgelöst.
Bad Belzig. 2006 war Gerhard Dorbritz die Ehrenbürgerwürde verliehen worden. Anlässlich seines 80. Geburtstages überreichte Bürgermeisterin Hannelore Klabunde-Quast (parteilos) ihm die dazugehörige Urkunde. Den Titel führte er fortan mit berechtigtem Stolz und nahm weiter bis zu seinem Tod großen Anteil an der Entwicklung der Stadt.
Solange die Gesundheit es ihm erlaubte, stieg er regelmäßig vor seinem Zuhause im altersgerechten Wohnblock im Klinkengrund in die Stadtlinie, um mit dem Bus zu einer ganz persönlichen „Stadtrundfahrt“ aufzubrechen – vorbei am Rathaus, an den Schulen, an der Reha-Klinik „Hoher Fläming“ und der Stein-Therme. Dabei geschah es immer wieder, dass ihm an irgendeiner Station ein freundliches„Guten Tag, Herr Bürgermeister!“ entgegenhallte. Gerhard Dorbritz hatte, obwohl längst pensioniert, nie sein Ohr für die Sorgen und Nöte des Alltags – so wie damals, als er noch Bürgermeister der Stadt war – verschlossen.
1960 war er aus der Kreisverwaltung in das Rathaus gewechselt. Während seiner Zeit als Bürgermeister wurde das Krankenhaus eingeweiht, konnten Turnhalle in der Puschkinstraße und Bruno-Kühn-Oberschule (heute Krause-Tschetschog-Oberschule) in Besitz genommen werden.
Während dieser Zeit begann er auch, sich mit dem schwärzesten Kapitel der Stadtgeschichte – Munitionsfabrik und Zwangsarbeit – auseinanderzusetzen. Eine Aufgabe die ihn nie mehr zur Ruhe kommen ließ. Er arbeitete die Geschichte des Roederhofes mit seinen drei Lagern auf, ließ zu Ehren der KZ-Häftlinge im Grünen Grund einen Gedenkstein aufstellen und veröffentlichte mehrere Schriften zur Thematik. 2003 gründete er mit Gleichgesinnten das Roederhof-Komitee, dessen Vorsitz er zehn Jahre lang innehatte.
1970 wechselte Gerhard Dorbritz zur Uhlig KG, aus der später der VEB Elektrowärme Belzig hervorgeht. Als er 1990 in den Ruhestand verabschiedet wurde, hatte er 38 Jahre lang an vier Orten in der Stadt in Leitungsfunktionen gearbeitet.
„Ich habe mich stets mit den gesellschaftlichen Verhältnissen auseinandergesetzt, da ich kein unpolitischer Mensch bin, auch heute nicht. Bei allem Tun und Handeln habe ich immer die Stadt mit ihren Menschen im Blick gehabt“, sagte der Ehrenbürger, als er 2011 seine Lebenserinnerungen veröffentlichte. Diesem Anspruch hielt Gerhardt Dorbritz stets die Treue. Soziale Verantwortung, Elan und Tatkraft prägten sein Handeln.
Als Vater der Burgfestwoche kam ihm 2013 noch die Ehre zu, dieselbe anlässlich ihrer 50. Auflage gemeinsam mit der amtierenden Bürgermeisterin Hannelore Klabunde-Quast zu eröffnen. Die Freude darüber stand dem in Jeserig/Fläming geborenen Gerhard Dorbritz damals ins Gesicht geschrieben – so wie in den Momenten, in denen er mit dem Bus die Stadt bereiste, die ihm 1956 zur Heimatstadt wurde.